Kleines Zeltlager 2009

Nach den Jahrzehnten, die das kleine Zeltlager der Pfarrei Maria Königin Niedernhausen schon existiert, könnte man meinen, dass schon alle bereisenswerten Gegenden der Republik auch schon einmal Destination eines Lagers waren. Doch diese Vermutung ist ein kolossaler Irrtum. In diesem Jahr ging es nämlich mit über 50 Teilnehmern und über 20 Betreuern in die noch unerforschten Höhen des Spessarts.

In der Nähe der Gebirgsmetropole Hafenlohr-Windheim errichteten die Lagerer wieder ihr beschauliches Zeltdorf, hissten das Banner und entzündeten das Lagerfeuer. Die Kinder von neun bis zwölf Jahren, die dort an Christi Himmelfahrt ankamen, brachten lustiges Wetter mit: Regen an, alle in die Zelte, Regen aus, alle raus, Regen an … in diesem Sinne weiter. Nach Einlebe-Phase, Fresschen und Lagerrunde mit Gesang und Geisterspiel, startete in der Nacht die erste Runde eines Spiels, das so alt ist wie das Lager selbst: Bannerklauer gegen Nachtwache. Dabei versuchen Bekannte des Zeltlagerteams, nachts das Banner zu stehlen, um es dann gegen ein ansprechendes Lösegeld (z.B. in Form von Nutella-Brötchen) wieder zurückzugeben. Bei diesem Spiel geht es nicht um Materielles, sondern nur um Ehre und Spaß. Und in diesem Sinne statteten schon in der ersten Nacht zahlreiche Menschen dem Lager Besuche ab, verstrickten Nachtwache und Informationsminister in aufregende Verfolgungsaktionen – doch das Banner bekamen sie nicht.

Der Freitag stand im Zeichen der Mittelgebirgserschließung unter Zuhilfenahme der Füße. Hinauf und hinab, durch Wald, Felder und am Main vorbei, mit Station an einem schicken Spielplatz, führte die faszinierende Route der Wanderung. Vom Regen wurden die Wanderer weitestgehend verschont, im Gegenteil, es wurde immer sonniger. Petrus goutierte offenbar das tapfere Durchhalten aller Kinder, die sich später sogar positiv über die Wanderung äußerten, was manchen Betreuer etwas perplex stimmte.

Abends fand dann noch eine kleine Nachtwanderung statt, bei der garstige Betreuer sich einen Spaß daraus machten, artige Kinder zu erschrecken. Noch vor diesem Programmpunkt war schon wieder Diebsgesindel erschienen, auf den Bannermast geklettert und hatte die Fahne sogar stehlen können. Die Unholde wurden jedoch nach und nach gefasst. Nun musste der ganze Mast niedergelegt, das Banner neu befestigt und wiederaufgestellt werden. Aber er stand nur bis etwa viertel nach fünf. Dann kam eine fast schon professionelle Gruppe aus Oberjosbach und erkämpfte sich die Fahne nach einer respektablen Anschleich- und Angriffsleistung. Das Zeltlager musste diesmal sehr bluten…

Samstags wurde erstmal gebastelt. Unter anderem wurden aus Pappdeckel und anderen angemessenen Materialien kleine Boote konstruiert, die dann - durch eine Kordel gesichert - im Bach zu Wasser gelassen wurden. Einige Teile der Armada kenterten zwar, aber insgesamt war es dennoch eine große Freude. Am Nachmittag wurde ein aufregendes Geländespiel gespielt, weil der arme Lagerleiter entführt wurde. Die Kinder mussten den bedauernswerten Kerl aus der Gewalt der trotteligen Entführer befreien, indem sie ihn mit Seilstücken versorgten, die er zur Flucht nutzen konnte. Nach dem Sieg der Gerechten fand man sich zum Lagergottesdienst zusammen, bei dem es um das Thema Wasser ging und der großartige Spezialeffekte wie einen sprudelnden Fels enthielt.

In der Nacht waren derartig viele Bannerklauer unterwegs, dass man sie im Wald quasi nur noch abernten musste. In den frühen Morgenstunden hatten die Nachtwächter dann die Faxen dicke und sägten den Mast selbst ab. Das entpuppte sich später als suboptimale Idee…

Der sonnige Sonntag war vom Abbauen und Einpacken geprägt. Kinder und Material konnten sachgemäß in die bereitstehenden Fahrzeuge eingeordnet werden, so dass einigermaßen pünktlich die Heimreise hätte angetreten werden können. Ja, hätte. Denn nicht wenige Betreuer versuchten stundenlang vergeblich, den elenden Stumpf des Bannermastes aus dem Boden zu holen. Als es dann endlich gelang (nein, er wurde weder gesprengt noch atomisiert oder mit Säure zersetzt), war die Freude entsprechend groß.

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