Das Städtchen Hammelburg ist weithin bekannt dafür, dass die Bundeswehr dort einen Truppenübungsplatz betreibt, auf dem den lieben langen Tag geübt wird. Es gibt dort aber auch einen entzückenden Zeltplatz, auf den es in diesem Jahr ca. 95 Betreuer und Teilnehmer und über ein Dutzend Zelte zum großen Zeltlager der Pfarrei Maria Königin Niedernhausen verschlagen hat.
Wer Herr im Hause ist, erwies sich jedoch gleich, als die Vorhut die Zelte aufbaute und plötzlich in Furcht erregende Gewehrmündungen blickte, weil die BW mit einigen Panzern, leichteren Fahrzeugen und Infanterie ihren Aktionsradius ein wenig erweitert hatte und in der Nähe des Zeltplatzes übte. Zu Feuergefechten kam es jedoch nicht. Nach diesem Tag sah man die Soldaten nur noch vorbeifahren und hörte fernes Grollen (besonders während der Mittagsruhe) von den diversen Schießübungen.
Aber auch ohne Militär brachte das Zeltlager viele aufregende Programmpunkte. Es wurden gemäß dem diesjährigen Motto „Hollywood“ Filmklappen, ein gigantischer MKN-Schriftzug aus Dachlatten und eine beachtliche Strand-Kulisse gebaut. Dazu gab es zahlreiche Stylingangebote. Einige Lagerer wurden gesehen, wie sie zwar nicht mit Tomaten, dafür mit Gurken auf den Augen auf dem Platz herumirrten. Passenderweise wurde morgens mit bekannter Filmmusik geweckt. Ruhigere Stücke trugen allerdings gelegentlich zu wohligerem statt beendetem Schlaf bei.
Gewandert wurde – bei völliger Nicht-Beachtung der alljährlichen Proteste – natürlich auch. Zunächst bei einer Rallye, die außer Fuß- auch Gehirnbelastung mit sich brachte, nach dem Kirchbesuch dann in der großen Gruppe als klassische Wanderung, bei der unterwegs verdächtige „geheimnisvolle Figuren“ begutachtet wurden, von denen angeblich niemand weiß, woher sie stammen, zu denen aber recht teure Führungen angeboten werden… sicher ein außerirdisches Komplott.
Bei einem Tagesspiel konnten die Teilnehmer ihr Geschick oder ihre Unfähigkeit beim Regie-Führen, Schauspielern oder Filmmusik-Erkennen unter Beweis stellen. Am Abend wurde dann von jeder Gruppe ein Kurzfilm aufgeführt (realistischerweise muss man eigentlich von kleinen Theaterstücken sprechen), mal fröhlich, mal gruselig, aber immer kreativ.
Der Lagergottesdienst war in diesem Jahr erlebnisreich, u.a. wurde aus Menschen eine Pyramide gebaut (sie hielt jedoch keine 4000 Jahre). Ruhiger war der beliebte Chill-Out-Tag, an dem man (sofern nicht zum Küchenteam gehörend) lange Heia halten konnte. Außerdem gab es einen Schwimmbad-Besuch, bei dem einige ihren ersten Sprung von einem Zehn-Meter-Brett zelebrierten. Enorme Kräfte zeigten die sonst so lauffaulen Teilnehmer, als sie nach dem Besuch zweier Supermärkte literweise künstliche Süßgetränke sowie allerlei zucker- und fetthaltige Speisen den Berg zum Lagerplatz hinauftransportierten.
Am letzten Abend gab es Hollywood-gemäß eine so genannte Oscamp-Verleihung, bei der u.a. Nachtwächter, Kloputzer und Zeltaufräumer für ihre artigen Tätigkeiten ausgezeichnet wurden. Recht erfolglos waren diesmal jedoch die Bannerklauer, deshalb soll dieses Thema hier auch nicht weiter ausgeführt werden.
Der Abbautag war bezüglich des Wetters ausgesprochen verdrießlich, da Wasser vom Himmel fiel und die Zelte befeuchtete. Da die Sonne diesen Effekt nicht mehr ausreichend rückgängig zu machen vermochte, mussten die Betreuer noch am Abend die Zeltplanen im Pfarrheim Niedernhausen trocken föhnen (!!!). Dennoch war es ein sehr sehr schönes Zeltlager mit viel Abwechslung, Freizeit und Spaß, so dass es im nächsten Jahr gewiss wieder gemeinsam losgehen kann.